Mittwoch, 4. September 2013
WARUM MUSTAFA´S KEBAB NICHT DER BESTE BERLINS IST


Alle kennen ihn - Einige verehren ihn - Andere verachten ihn: Die Rede ist von Mustafa’s Gemüsekebab. Vor allem um die Mittagszeit bildet sich vor dieser Dönerbude eine Schlange, die kein Ende findet. Aber lohnt sich das Anstehen tatsächlich? Auf keinen Fall! Wir von Dreamflat wissen, dass Mustafa’s Gemüsekebab kein langes Anstehen wert ist.

1. Türisten statt Türken

Wie kann Mustafa’s Gemüsekebab der beste Döner Berlins sein, wenn dort lediglich Touris in der Schlange stehen? Schon schlimm genug, dass man nie einen Türken in diesen Kebab beißen sieht, aber auch Berliner gönnen sich hier keinen Döner. In Mustafa’s Kebab-Schlange wird also fast ausschließlich english gesprochen. Wen wundert es also noch, dass dieser Döner in Google an erster Stelle steht, wenn man “best kebab ber” eingibt.

2. Anstellen statt bestellen

Die bereits erwähnte Wartezeit ist selbstverständlich auch ein triftiger Grund, nicht zu Mustafa´s zu gehen. Wir reden hier übrigens von Wartezeit-Ausmaßen, die denen eines Bürgeramts gleichen. Eine Stunde musst du mindestens einplanen - Hier aber ohne Wartemarke! Das heißt, du musst tatsächlich pausenlos anstehen und kannst nicht mal schnell ein Käffchen trinken. Kein Wunder, dass so manch einer behauptet, dies sei der beste Döner Berlins - nachdem er völlig ausgetrocknet und verhungert endlich wieder einen Bissen zu sich nehmen konnte.

3. Gebrüll statt Idyll

Schlimm genug, dass man so lange und stehend auf sein Essen warten muss, aber auch die Umgebung, in der man wartet, ist alles andere als paradiesisch. Die Straße, in der Mustafa sein Imperium aufgebaut hat - der Mehringdamm - ist 1,5 Kilometer lang, ziemlich laut  und beherbergt viele Baustellen. Abgesehen davon gibt es in dem Plastik-Dönerhäuschen nicht genügend Sitzgelegenheiten, was vor allem im Winter unangenehm und kalt ist.

4. Reinfall statt Beifall

Okay, schlecht schmeckt der Döner nicht, aber durch das Gehype, das er genießt, arbeitet Mustafas Crew nur noch halbherzig und rollt z.B. den Dürüm so schlecht, dass er im nächsten Moment wieder auseinander fällt. Abgesehen davon findest du in Mustafa´s Döner mehr Kartoffeln, als Hähnchen-Fleisch (Kalbfleisch, oder gar Lammfleisch, gibt es nicht) und man munkelt, dass es sich bei der hochgepriesenen geheimen Zutat lediglich um Geschmacksverstärker à la Maggie handelt.


Titelfoto byYannGarPhoto flickr, Lizenz: CC BY-SA 2.0

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Mittwoch, 10. Juli 2013
Wenn man ein Schlauchboot mit 60 Kilo überlastet
Es ist eine blöde Situation, wenn man zu viert mit dem Boot auf dem Landwehrkanal herumpaddeln will, aber nur Schlauchboot hat, auf dem auch noch steht: Maximal 200kg.
Sollte man den Hinweis einfach ignorieren? Sind das nicht sowieso nur Empfehlungen, sowie Verfallsdaten?
Das ist die Story von vier Leuten, die die Hinweise missachteten und zu viert auf einem kleinen Schlauchboot auf dem Landwehrkanal unterwegs waren.

60 Kilo zu viel

Offiziell hält “Starlight 270” ein Gewicht von 200 Kilogramm aus und es passen zwei Erwachsene und ein Kind hinein - oder, wie mein Freund sagt, zwei große und eine kleine Person. Doch mein Bruder und dessen Freundin stifteten uns dazu an, zu viert in den Kanal zu stechen und das Schlauchboot mit 260 Kilos zu belasten. Was sollte auch schon passieren? Platzen wird es wohl kaum...und untergehen bestimmt auch nicht.
Ich pumpe Starlight in der Wohnung auf, was ungefähr dreißig Minuten dauert und lass es direkt am Kiehlufer ins Wasser. Nacheinander hüpfen wir dann in das Boot hinein.

Kein Plan vom Rudern

Tja, da sitzen wir nun, zu viert, aneinandergequetscht in einem Billigschlauchboot. Ich habe mir die erste Fahrt irgendwie romantischer vorgestellt - ich habe extra Bier und Kekse mitgenommen, die ich nur mit viel Mühe und allerlei Verrenkungen aus der Penny-Tütel rausholen kann. Schon nach zwei Minuten werden wir uns auch schon über die weiteren Konsequenzen der Überbelastung klar: Im Vergleich zu all den anderen vorbeirauschenden Wasserfahrzeugen, sitzen wir sehr eingesunken im Schlauchboot, das man anscheinend von außen kaum noch sieht, und kommen einfach nicht voran! Zum Übergewicht kommen unsere dürftigen Rudererfahrungen, sowie der Platzmangel hinzu, sodass die mein Bruder jedes mal von seiner Freundin gepuncht wird, wenn sie zum Rudern ausholt.

Poseidon bringt uns in Lebensgefahr

Trotzdem ist das alles sehr amüsant - bis dann eines dieser riesigen Touristenschiffe auftaucht. Als auch der letzte bemerkt, dass “Poseidon” tatsächlich direkt auf uns zusteuert, brechen wir in Panik aus. Dummerweise bemerke ich in diesem Moment auch, dass die Luft aus der äußeren Kammer raus ist. Rein rechnerisch müssen wir uns mindestens sechs Meter nach hinten bewegen - dafür haben wir vorhin, mit Luft, glatte dreißig Minuten gebraucht!
Weil die Freundin meines Bruders, wenn sie nervös ist, vor lauter Kichern zu nichts mehr fähig ist, versucht mein Bruder ihr panisch die Ruder zu entreißen - was aber aufgrund des Platzmangels nicht klappt. Angsterfüllt schreien wir alle durcheinander: “Stop laughing! Take care! Go back! Stop laughing!”
Puh, geschafft - wir hängen am Rande des Kanals und Poseidon zieht gelassen an uns vorbei. Ich frage mich, wie oft er wohl derartige Todesängste auslöst.

Fazit: No risk, no fun?

Wir brauchen weitere zwanzig Minuten um den halb-schlaffen Starlight zurück zur Startposition zu befördern, um ihn endlich zu entlasten. Da war zwar noch eine andere, wesentlich nähere, Leiter auf dem Weg, aber vor der paddelte ein zorniger Schwan herum - und wir wollten keine weiteren Ängste und Aggressionen riskieren.
Lachend schleppen wir Starlight wieder zurück in die Wohnung.
Im Nachhinein ist uns klar, dass ein Schlauchboot, das “max. 200 Kg” aushält, auch nur mit maximal 200 Kg belastet werden sollte - falls man auf eine idyllische Bootsfahrt aus ist. Wenn man aber einen abenteuerlustigen Kurztrip unternehmen möchte, kann man diesen kleinen Gewichtshinweis auch ruhig unbeachtet lassen, denn kaputtgegangen ist Starlight nicht.

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Dienstag, 11. Juni 2013
Die Vintage-Etikette Wie Berlin einen jungen Schwaben veränderte
Der 25-jährige Felix war früher ein Abenteurer, der sich für nichts zu schade war - so arbeitete er unter anderem als Plantagenarbeiter in Lateinamerika.
Doch seitdem er in Berlin wohnt, scheint er ein anderer Mensch geworden zu sein. Was ist aus dem oppositionellen Blondschopf geworden?

So schön neu

Nach seinem Abi stopfte Felix drei Unterhosen in seinen Rucksack, drückte Mama ein Küsschen auf die Wange und rannte hinaus in die Welt. Felix lächelt gedankenverloren, wenn er sich an diesen Moment zurückerinnert: “Ich fühlte mich wahnsinnig frei. Endlich konnte ich tun und lassen, was ich will!”
Es zog ihn nach Ecuador, dort arbeitete er acht Monate lang auf einer Bananenplantage, um anschließend durch Lateinamerika zu reisen.

Mamas Liebling

Als er nach einem Jahr zurückkam, erkannte ihn seine Mama, aufgrund seines abgemagerten Körpers, kaum wieder. Aber Felix musste eben Kompromisse schließen. Er sparte all sein Geld für einen Lateinamerikatrip und ernährte sich deswegen fast nur von Bananen - die gabs immerhin gratis. Dafür ist er jetzt um viele Erfahrungen und Freunde reicher. Für ihn steht fest, dass er eines Tages nach Südamerika zurückkehrt. Frau Mama hält gar nichts davon, dass ihr Felix noch einmal in dieses “unterentwickelte Land” zurückreisen will, um als “Boinerkarle” (schwäbisch: Skelett) wieder nach Hause zu kommen. Aber jetzt wird er sowieso erstmal in Deutschland studieren, so, wie sie es immer gewollt hat. Ihre Erleichterung war groß, als sie erfuhr, dass ihr Sohnemann eine Zusage für sein Traumstudium, Architektur an der Universität der Künste in Berlin, erhielt.

Wieder einmal packte Felix seinen Rucksack und machte sich auf den Weg, der ihn dieses Mal aber nur von Reutlingen bis in die deutsche Hauptstadt führte.

Bio, Baby!

Weil Felix anfangs sehr sympathisch auf die Leute wirkt, fand er schnell eine WG. Doch schon nach den ersten zwei Wochen bemerkten seine Mitbewohner, dass sie ihn falsch eingeschätzt hatten. Statt exotisch-lateinamerikanisch zu kochen, kommt Felix ständig mit Bio-Aufstrichen in Minigläsern an. Viel mehr isst er nicht, das hängt ihn wohl noch aus seiner Bananenzeit nach. Kurze Zeit später verfiel er dem Bio-Wahn vollständig, er kaufte einfach alles Bio - vom Reis bis hin zum Klopapier (selbstverständlich stets im Glauben daran, damit die Welt zu retten). Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Mitbewohner ihn den Schlüssel zur Haushaltskasse entziehen - Nach einen Monat hatten sie es satt, sich mit teurem Biopapier den Hintern abzuwischen.

"Ist das Kunst, oder kann das weg?"

Das nächste Problem tauchte auf, als er und seine Mitbewohner der Wohnung einen neuen Anstrich verpassen wollten. Als unter der alten Tapete eine noch ältere aus den 70ern hervorkam, wurden Felix Äuglein unter den dicken Gläsern seiner Hornbrille immer größer: “Wie geil! Wir sollten sie ins Konzept integrieren!”, rief er euphorisch. Seine Mitbewohner eröhrten seinen Ruf nicht und rissen die Tapete ab. "Wie eine widerliche Erinnerung", entsinnt sich Felix.

Chelsea-Boots statt barfuß

Felix war sehr enttäuscht. Er musste sich revangieren und somit war die Wohnung irgendwann voller Vintage-Möbel: Seine Lieblingsecke, die sich in der gemeinsamen WG-Küche befindet, besteht aus einem Designer-Lamenschirm, zwei Designer-Stühlen und einem funky Designer-Tisch - alles aus den 70er Jahren.

Aus der reinen Protest-Handlung wurde wahre Sammlerlust. Nach kurzer Zeit fand Felix großen Gefallen an all den nostalgischen Objekten, bis er schließlich keine Kontrolle mehr über seine Einkäufe hatte.
Er will alles: Vintage-Kleidung, Vintage-Kameras, Vintage-Schränke, Vintage-Radios,... Kurz gesagt: Er ist gnadenlos der Vintage-Sucht verfallen.

Vorbei ist also die Zeit des abenteuerlustigen Felix, der all sein Geld für's Reisen spart, dafür sogar hungert, nur um barfuß durch die wilde Natur der Anden zu wandern. Der neue Felix ernährt sich von teueren Bio-Aufstrichen und schlendert in Chelsea-Boots durch Berlins Vintageläden und Ateliers, um seine Wohnung “wert- und stilvoll” einzurichten. Hätte man ihm das mal vor drei Jahren gesagt, als er noch in einer Hütte ohne Toilette im ecuadorianischen Dschungel lebte ...

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