Mittwoch, 10. Juli 2013
Wenn man ein Schlauchboot mit 60 Kilo überlastet
Es ist eine blöde Situation, wenn man zu viert mit dem Boot auf dem Landwehrkanal herumpaddeln will, aber nur Schlauchboot hat, auf dem auch noch steht: Maximal 200kg.
Sollte man den Hinweis einfach ignorieren? Sind das nicht sowieso nur Empfehlungen, sowie Verfallsdaten?
Das ist die Story von vier Leuten, die die Hinweise missachteten und zu viert auf einem kleinen Schlauchboot auf dem Landwehrkanal unterwegs waren.

60 Kilo zu viel

Offiziell hält “Starlight 270” ein Gewicht von 200 Kilogramm aus und es passen zwei Erwachsene und ein Kind hinein - oder, wie mein Freund sagt, zwei große und eine kleine Person. Doch mein Bruder und dessen Freundin stifteten uns dazu an, zu viert in den Kanal zu stechen und das Schlauchboot mit 260 Kilos zu belasten. Was sollte auch schon passieren? Platzen wird es wohl kaum...und untergehen bestimmt auch nicht.
Ich pumpe Starlight in der Wohnung auf, was ungefähr dreißig Minuten dauert und lass es direkt am Kiehlufer ins Wasser. Nacheinander hüpfen wir dann in das Boot hinein.

Kein Plan vom Rudern

Tja, da sitzen wir nun, zu viert, aneinandergequetscht in einem Billigschlauchboot. Ich habe mir die erste Fahrt irgendwie romantischer vorgestellt - ich habe extra Bier und Kekse mitgenommen, die ich nur mit viel Mühe und allerlei Verrenkungen aus der Penny-Tütel rausholen kann. Schon nach zwei Minuten werden wir uns auch schon über die weiteren Konsequenzen der Überbelastung klar: Im Vergleich zu all den anderen vorbeirauschenden Wasserfahrzeugen, sitzen wir sehr eingesunken im Schlauchboot, das man anscheinend von außen kaum noch sieht, und kommen einfach nicht voran! Zum Übergewicht kommen unsere dürftigen Rudererfahrungen, sowie der Platzmangel hinzu, sodass die mein Bruder jedes mal von seiner Freundin gepuncht wird, wenn sie zum Rudern ausholt.

Poseidon bringt uns in Lebensgefahr

Trotzdem ist das alles sehr amüsant - bis dann eines dieser riesigen Touristenschiffe auftaucht. Als auch der letzte bemerkt, dass “Poseidon” tatsächlich direkt auf uns zusteuert, brechen wir in Panik aus. Dummerweise bemerke ich in diesem Moment auch, dass die Luft aus der äußeren Kammer raus ist. Rein rechnerisch müssen wir uns mindestens sechs Meter nach hinten bewegen - dafür haben wir vorhin, mit Luft, glatte dreißig Minuten gebraucht!
Weil die Freundin meines Bruders, wenn sie nervös ist, vor lauter Kichern zu nichts mehr fähig ist, versucht mein Bruder ihr panisch die Ruder zu entreißen - was aber aufgrund des Platzmangels nicht klappt. Angsterfüllt schreien wir alle durcheinander: “Stop laughing! Take care! Go back! Stop laughing!”
Puh, geschafft - wir hängen am Rande des Kanals und Poseidon zieht gelassen an uns vorbei. Ich frage mich, wie oft er wohl derartige Todesängste auslöst.

Fazit: No risk, no fun?

Wir brauchen weitere zwanzig Minuten um den halb-schlaffen Starlight zurück zur Startposition zu befördern, um ihn endlich zu entlasten. Da war zwar noch eine andere, wesentlich nähere, Leiter auf dem Weg, aber vor der paddelte ein zorniger Schwan herum - und wir wollten keine weiteren Ängste und Aggressionen riskieren.
Lachend schleppen wir Starlight wieder zurück in die Wohnung.
Im Nachhinein ist uns klar, dass ein Schlauchboot, das “max. 200 Kg” aushält, auch nur mit maximal 200 Kg belastet werden sollte - falls man auf eine idyllische Bootsfahrt aus ist. Wenn man aber einen abenteuerlustigen Kurztrip unternehmen möchte, kann man diesen kleinen Gewichtshinweis auch ruhig unbeachtet lassen, denn kaputtgegangen ist Starlight nicht.

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